Wie das Pils zum Lieblingsbier der Norddeutschen wurde
Wenn man einen Norddeutschen fragt, welche Bierstile er kennt, kann man sich ziemlich sicher sein, dass einer davon Pils ist. Ähnlich ist es, wenn man fragt, welches des Norddeutschen liebster Bierstil ist. Auch hier bekommt man mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit als Antwort ein Pils. Aber wo kommt es denn eigentlich her und was macht ein Pils aus?
Bei der Herkunft ist es grundsätzlich erst einmal recht einfach. Denn die meisten wissen, dass sich der Name aus der Stadt ableitet, in der es das erste Mal gebraut wurde: Pilsen Diese Stadt in Tschechien ist in der Tat der Ursprung des Pilsener Bier. Was die wenigsten aber wissen, erfunden hat das Bier ein bayrischer Braumeister: Josef Groll.
Aber der Reihe nach: Das in Pilsen gebraute Bier war geschichtlich ein dunkles, trübes, warmvergorenes, obergäriges Bier. Anfang des 19. Jahrhunderts genoss dieses Bier einen derart schlechten Ruf, dass aus Protest sogar mehrere Fässer davon auf dem Rathausplatz ausgeschüttet wurden. Der Pilsener Braumeister Martin Stelzer berief daraufhin den bayrischen Braumeister Josef Groll 1842 nach Pilsen. Das Ziel war, dass er ein gutes Bier für die Pilsener Bevölkerung brauen sollte. Im Gepäck hatte Josef Groll einen untergärigen Hefestamm. Zusätzlich verwendet er für seinen Sud ein sehr helles Malz. Das Ergebnis war das erste Bier nach Pilsener Brauart. Das Bier wurde von der der Bevölkerung sehr gut angenommen. Zunächst wurde vom bayrischen Bier oder gar vom bayrischen Pils gesprochen. Der Name Pilsener Bier hat sich erst später durchgesetzt. Da es sich bei der Brauart um ein untergäriges Bier handelt, braucht es bei der Gärung niedrige Temperaturen. Die klimatischen Bedingungen in Pilsen waren ähnlich wie in Bayern, so dass man im Winter Eis einlagern konnte und somit das ganze Jahr untergärig Brauen konnte.
Mit der Erfindung der Kältemaschinen begann ab 1870 die Verbreitung des Pilsener Bier in Tschechien und in Norddeutschland.
Aber was macht ein Pils letztlich zu einem Pils? Zum einen ist es ein helles Bier und wird nur mit hellem Malz gebraut. Dann wird ein Pils untergärig gebraut. Dadurch ist es länger haltbar und beim Gären entstehen keine Fruchtester, wie bei obergärigen Bierstilen. Aber diese beiden Dinge machen noch kein Pilsener Bier aus. Denn diese beiden Dinge treffen auch bei einem Münchner Hell, einem Märzen oder einem Dortmunder Export zu.
Beim Wasser gibt es den ersten Unterschied. In Pilsen wurde mit sehr weichem und salzarmem Wasser gebraut. Zusätzlich wird ein Pils sehr hopfenbetont gebraut, wodurch eine signifikante Bittere entsteht. Das weiche Wasser verstärkt diesen Eindruck noch. Ein typisches Pilsener hat um die 30 IBU (International Bitter Unit), die auf Grund von fehlenden Röstaromen und wenig Restsüße im Bier, den wesentlichen Charakter des Bieres bestimmen. Bei industriell hergestellten Pilsener Bieren ist die Bittere mit das einzige, dass den Geschmack bestimmt, da durch die Filtration und die Pasteurisierung viele Geschmacksstoffe verloren gehen. Pilsener Biere aus einer Craftbier Brauerei haben dieses Problem nicht. Hier kommen leichte Hopfen und Malzaromen mit durch, so wie ein Pils in seiner ursprünglichen Form schmeckt.
Und warum ist es jetzt das Lieblingsbier der Norddeutschen? Na ja, weil es trotz der Einfachheit sehr universell ist. Zum einen ist es relativ schlank gehalten. Damit kann man es gut als Durstlöscher verwenden. Gleichzeitig ist je nach Brauerei eine signifikante Bittere drin, die dem Bier Charakter verleiht. Es passt außerdem gut zu vielen verschiedenen Speisen. Und dieses Universelle ist es, was das Pils zu einem der Lieblingsbiere in Norddeutschland macht.
Wenn ich euch jetzt Lust auf ein Pils gemacht habe, dann solltet ihr euch schnell eins aus dem Kühlschrank holen. Ich werde das jetzt auf jeden Fall tun. Lasst es euch schmecken, Prost!